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Verfasst am 20.03.2023 um 13:01 Uhr

Klimagarten 2.0    

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Das Stadtgrün, zu denen auch unsere Gärten zählen, werden als Klimaregulator, Feinstaubfilter, Kohlendioxid-Binder und Sauerstoffproduzenten immer wichtiger.

Zu den Hauptproblemen des Klimawandels zählen der Anstieg an CO2-Ausstoßes und kürzere Winder. Diese machen auch vor den Gärten nicht Halt. Lösungsansätze bieten Klimagärten. Doch was ist überhaupt ein Klimagarten? Laut Wikipedia ist es ein genau definiertes Messfeld, für den Kleingartenbund ist es mehr: die Gestaltung und Pflege der Gärten, um sie klimafest zu machen und gleichzeitig auch etwas fürs Klima zu tun. Folgende Elemente sind wichtig: Wasser, Boden, Flora und Fauna, In den letzten Jahren hinterließen Starkregen, Hitzewellen und Trockenheit auch in den Gärten ihre Spuren, z. B. trockenheitsbedingte Schäden besonders bei immergrünen Pflanzen. Auch Schadinsekten, wie diverse Splintkäfer, werden häufiger und befallen geschwächte Pflanzen.


Wasser

Berlin und Brandenburg gehören zu den trockensten Regionen Deutschlands. Dieser Entwicklung steht der wachsende Konsum gegenüber, auch im Bereich des Kleingartens: Pools, ineffektive (Rasen-)Bewässerung bei direkter Sonneneinstrahlung, Gießen mit Trinkwasser und Anbau von trockenheitsresistenteren Pflanzen.


Klimaschutz ist auch Bodenschutz

Unversiegelte Böden speichern rund fünfmal so viel Kohlenstoff wie die oberirdische Biomasse und doppelt so viel wie die Atmosphäre. Nach den Ozeanen sind die Böden wichtige Speicher von Treibhausgasen. Doch immer mehr Flächen werden versiegelt. Statt zu versickern, landet das Wasser in der Kanalisation und dem Boden und den Pflanzen nicht mehr unmittelbar zur Verfügung. Bodenschonende Maßnahmen, wie eine vielseitige Fruchtfolge und/oder Mischkultur, Gründüngung statt mineralischer Dünger, Verzicht auf torfhaltige Substrate und die Anlage von Hoch- und Hügelbeeten, schaffen Abhilfe. Da höhere Temperaturen zu stärkerem Humusabbau führen, benötigt der Boden mehr Kompost.


Robust und widerstandsfähig

Pflanzen können Erderwärmung, Rekordhitzesommer und Extremwetterlagen nicht immer gut verkraften. Wenn sie länger mit Stress-Symptomen zu kämpfen haben, werden sie anfälliger gegen diverse Pflanzenkrankheiten und tierische Schädlinge. Sollte es über einen längeren Zeitraum nicht mehr genügend Feuchtigkeit auch in tieferen Bodenschichten geben, führt die unweigerlich zum Absterben der Pflanze.

Um den Boden zu schonen und Wasser zu sparen, ist auch die Pflanzenwahl von Bedeutung: möglichst heimische, tiefwurzelnde sowie samenfeste Arten und Sorten verwenden. Gemüsearten mit langen Pfahlwurzeln wie Pastinaken, Wurzelpetersilien Möhren, Schwarzwurzeln oder Rote Beete überstehen sehr trockene Tage ohne Wasser recht gut. Auch klimabedingte veränderte Saat- und Pflanztermine müssen eingeplant werden; Bäume sollten möglichst stark schattenspendende Blätter aufweisen. Inzwischen nehmen südosteuropäische Arten bei der Baumwahl zu, doch auch Feldahorn, Hainbuche, Esskastanie, Walnuss und Obstgehölze auf Hochstämmen eignen sich. Um Schädlingsbefall zu vermeiden, Pflanzen beobachten und wenn notwendig, Nützlinge zur Bekämpfung einsetzen.


Schon bei der Gartengestaltung kann viel falsch gemacht werden: nicht standortangepasst und Steinwüsten. Doch ein naturnaher Garten mit Wildstrauchhecken, Teichen, Wasserstellen, Trockenmauern, Steinhaufen, Insektenhotels, Sandinseln und Totholzhaufen ist klimaangepasst und bietet Insekten, Reptilien, Amphibien und kleinen Säugern Lebensraum.


Kleingärten sind wichtig für die Stadt

Kleingärten und damit große Grünflächen mildern die Auswirkungen des Klimawandels besonders im städtischen Bereich. So erhöhen sie die Verdunstungskapazität und das Grünvolumen, erhalten und schaffen Kalt- und Frischluftschneisen, sind Ruheorte, verlangsamen den Regenwasserabfluss und produzieren Sauerstoff. Klimaangepasste Maßnahmen erhalten langfristig die Gärten, mildern die Klimaauswirkungen und sind deshalb auch gut für die die Menschen.

Wasser sparen, aber wie?

  • Statt Gießkannenprinzip eine effiziente Bewässerungstechnik (Tröpfchenbewässerung oder Mikrobewässerung) wählen,
  • die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens fördern (durch einen humosen, gut mit organischem material angereicherten Boden, Kompost, wasserspeichernde Substrate wie beispielsweise Lava oder zerkleinerter Backstein),
  • Boden ganzjährig bedecken (Gründüngung, Mulch, rasenschnitt), um die Verdunstung der Pflanzen zu reduzieren,
  • Feuchtbiotope (Teich, Mulden) anlegen, senkt die Temperaturen, erhöht die Verdunstung und kühlt,
  • Regenwasser Auffangen (Regenwassertank, Regentonnen, Zisternen),
  • frühmorgendliches, durchdringendes Wässern der wichtigen Kulturen,
  • bedarfs- und zielgerichtetes Bewässern der Pflanzen: ausgiebig, dafür nicht so oft; kontrollieren, ob tiefere bodenschichten auch feucht sind,
  • bei jungen Kulturen ist das Hacken der obersten Bodenschicht als geeignete Bodenbearbeitung zu empfehlen, zur Unterbrechung des Wassertransportes und Verminderung der Verdunstung,
  • widerstandsfähige, resistente, robuste, hitze- und trockenheitstolerante Pflanzen sowie tiefwurzelnde Sorten und Arten bevorzugen („Klimapflanzen“, „Klimabäume“),
  • Anlegen und Pflege von Drainage- und Rückhaltungssystemen, um Starkregen-Ereignisse abzumildern (Versickerungskoffer im Boden einbauen),
  • Bodenversiegelung vermeiden (versickerungsfähige Materialien verwenden).

Trachtpflanzen

Damit Insekten an Nektar kommen, Pflanzen mit offenen und nicht gefüllten blütenverwenden, wie Gartenhibiskus, Pfeifenstrauch, Sommerflieder, Bartblume, Efeu, Liguster, Mahonie, Allium-Arten, Wildobst, Apfelbeere, Zierquitte, Kornelkirsche, Schlehe, Eisenkraut, Salvia, Lavendel, Mädchenauge, Prachtkerze, Schmuckkörbchen und Sonnenhut.


Sven Wachtmann, Vorstandsmitglied Fachberatung im Landesverband Berlin der Gartenfreunde e. V.


Dieser Artikel ist in der Zeitschrift „Naturmagazin Berlin Brandenburg“, Ausgabe 1/2023, Seite 22-23, erschienen und mit freundlichen Genehmigungen der Herausgeberschaft und des Autors auch hier online.

Fotos: Sven Wachtmann


Grundlagenwissen auf www.gartenfreunde-berlin.de/gartenfachberatung/klimagarten-20