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Verfasst am 02.05.2018 um 15:00 Uhr

Gemeinsam lernen. Gemeinsam planen. Gemeinsam gestalten.

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Kleingärtner schaffen Basis für den „Green New Deal“/Kampagnenstart am 10. Juni 2018


Von November 2017 bis Mai 2018 kamen im „Gartenfreund“ namhafte Wissenschaftler und Praktiker zum Thema „Berlin im Klimawandel – Wir tun was für das Wetter“ zu Wort. Wie der ehemalige Bundesumweltminister und Exekutivdirektor für das UNO-Umweltschutzprogramm, Professor Dr. Klaus Töpfer, im Rahmen des wissenschaftlichen Fachforums der Gartenfachberatung anlässlich der

83. Internationalen Grünen Woche 2018. Mit unterschiedlichen Argumenten und Sichtweisen attestieren sie dem Berliner Kleingartenwesen ein hohes Potenzial für Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels und legten dar, worauf es beim klimaangepassten Gärtnern ankommt. Ihr Resümee: Berlins Kleingärten sind durch ihre ökologischen, sozialen und gesundheitlichen Leistungen unverzichtbar für die Stadt.

Die siebenteilige Artikelserie dient als fachlicher Einstieg in die auf mindestens zwei Jahre angelegte Kampagne des Berliner Gesamtverbandes. Mit dem Ziel, die herausragende Bedeutung der kleinen grünen Stadtoasen für Klimaschutz sichtbar zu machen. Wir spüren den Klimawandel in den europäischen Ballungsgebieten schon seit geraumer Zeit – lange Trockenperioden, häufige Starkregen mit Überschwemmungen, heftige Stürme, Veränderungen in den Vegetationsperioden, Insektensterben, neue Pflanzenkrankheiten und andere Erscheinungen sind Symptome für längerfristige Veränderungsprozesse. 


Es ist spätestens jetzt an der Zeit, massiv und mit Großaktionen dieser Entwicklung entgegenzuwirken! Es ist an der Zeit, das städtische Gärtnern auf Grund der beschriebenen Prozesse neu zu legitimieren und deren Erhalt gegenüber der Stadtgesellschaft einzufordern! Natürlich haben diejenigen Verbandsfreunde mit ihrer Auffassung recht, die Kleingärtnerei würde seit jeher ihren spezifischen Beitrag zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels leisten. Natürlich haben auch diejenigen Verbandsfreunde recht, die meinen, dass wir bereits deutlich früher das Thema aufgreifen und in das Zentrum unseres Handelns hätten rücken müssen.


Green New Deal als Verbandsziel

Diese Einwände schließen aber nicht aus, gerade jetzt die Leistungen der Kleingärtnerinnen und

Kleingärtner für den Klimaschutz und für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.


Auch der Blick der Gartenfreunde auf ihr eigenes positives Handeln soll geschärft werden. Denn nur wenn das eigene Wirken und seine Folgen wirklich bewusst sind, kann es auch zu einer planmäßigen Weiterentwicklung kommen. Genau in diesem Sinne müssen wir den Kleingarten und seine gesamtgesellschaftliche Bedeutung neu denken, neu definieren und auf dieser Basis einen Pakt mit der Stadtgesellschaft zum Erhalt der Kleingartenflächen schließen. Wir nennen diesen Pakt einen Green New Deal! Er ist notwendig, um auch langfristig die Lebensqualität in unserer Stadt zu erhalten und auszubauen. Zudem kann ein erstarktes gemeinschaftliches aber auch individuelles Handeln zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels einen nachhaltigen Beitrag zur Sicherung der Berliner Kleingartenflächen sein. Die Gartenfreunde erbringen für die Stadtgesellschaft eine überlebenswichtige Dienstleistung – die Stadtgesellschaft quittiert diese nicht nur mit der Duldung, sondern mit dem dauerhaften Schutz der grünen Klimaoasen.


Was kann der Einzelne tun?

Wie können Kleingartenvereine und einzelne Kleingärtnerinnen und Kleingärtner ihren Beitrag zur Kampagne leisten? Hier kommen noch einmal Eva Foos von der Humboldt-Universität (BG 2/9, 2018)

Berlin und Landesgartenfachberater Sven Wachtmann (BG 4/23, 2018) auszugsweise zu Wort:


  • deutliche Verringerung von versiegelten Flächen in Kleingartenanlagen und in Einzelgärten;
  • bewusstes Wassermanagement, Nutzung von Regenwasser; Nutzung von erneuerbaren Energiequellen;
  • Anbau standortfester einheimischer Pflanzen mit einer möglichst großen Grünmasse;
  • Bodenschutz und Bodenpflege: Verzicht auf torfhaltige Substrate, Mischanbau von Kultur- und Wildpflanzen, Mulchen;
  • Pflanzenschutz durch gründliche Pflanzenhygiene, Verzicht auf Herbizide;
  • Rückbau größerer geschlossener Rasenflächen und Ersatz durch Wiesenflächen;
  • Biotopgestaltung.

Moderne und direkte Kommunikation

Damit unsere gemeinsame Klima- Kampagne ein durchschlagender und nachhaltiger Erfolg wird, sind

Bezirksverbände, Kleingartenvereine und Gartenfreunde aufgerufen, in den kommenden zwei Jahren mindestens einen neuen, relevanten Beitrag zu leisten. Auch Nicht-Kleingärtner sollen angesprochen und zum Mitmachen animiert werden!


Unter dem Motto: „Gemeinsam lernen. Gemeinsam planen. Gemeinsam gestalten.“ werden wir zahlreiche klimaresiliente Gärten gestalten – das heißt Flächen, die den zu erwartenden klimatischen Extremen gewachsen sind. Wir werden die dabei gesammelten Erkenntnisse und Erfahrungen sammeln, diskutieren und allen Bürgern zur Verfügung stellen. Auch soll eine interaktive Diskussionsplattform an den Start gehen. Bitte besuchen Sie auch unsere Homepage: www.gartenfreunde-berlin.de.


Unsere Aktionen im Überblick

Den Auftakt unserer Kampagne bildet eine Großveranstaltung am Sonntag, 10. Juni, in der Convention Hall des Hotel Estrel (BG 5/11). Alle Vorstände, Gartenfachberaterinnen und Gartenfachberater sowie alle Kleingärtnerinnen und Kleingärtner sind dazu herzlich eingeladen. Die zweistündige Veranstaltung gestalten namhafte Berliner Wissenschaftler mit Kurzreferaten zum Thema Klimaschutz unterstützt durch thematische Beiträge von Comedians und andere Künstler. Im Anschluss erwartet die Gäste ein „Markt der Klimaideen“. Der Eintritt ist frei. Da die Plätze begrenzt sind, bitten wir um eine zügige Anmeldung unter www.gartenfreunde-berlin.de. 


Im Herbst 2018 folgen vier Regionalworkshops. Die Termine und Orte werden wir in der August-Ausgabe des „Gartenfreund“ und auf unserer Web-Seite veröffentlichen. Thematisiert werden soll die Realisierung mindestens eines Lehr- und Schaugartens zu Klimaschutz und Bewältigung der Folgen des Klimawandels in jedem Berliner Bezirksverband bis zum Sommer 2019.


Für das Jahr 2019 steht der landesweite Wettbewerb „Klimagarten 2019“ für alle Berliner Kleingärtnerinnen und Kleingärtner an. Die Auslobung des Wettbewerbes und die Bewertungskriterien sowie Preise werden wir ebenfalls während der Regionalworkshops im Herbst 2018 diskutieren und vereinbaren.


Unsere gemeinsamen Ziele: Bis 2020 sollen in allen Berliner Kleingartenanlagen Anschauungsparzellen entstanden sein, die den Mitgliedern des Verbandes und auch Gärtnerinnen und Gärtnern außerhalb unserer Organisationsstrukturen Anregungen für das Gärtnern im Klimawandel geben. Parallel dazu loben wir für 2020 einen weiteren landesweiten Wettbewerb aus. Bis spätestens Sommer 2020 wird in jedem Berliner Verwaltungsbezirk eine Beratungsstelle zum Gärtnern im Klimawandel er richtet sein.


Wir halten Wort

Mit unserer Klimakampagne leisten die Berliner Gartenfreunde einen Beitrag zu den vom Senat formulierten Berliner Klimazielen und zur Umsetzung der Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Wir werden erreichen, dass die Berliner Kleingärtnerinnen und Kleingärtner als ernstzunehmende Partner in der Öffentlichkeit wahrgenommen und geachtet werden. Wir werden erreichen, dass wir neue belastbare Argumente für den Erhalt möglichst aller Kleingartenanlagen in der Großstadt liefern und so den Green New Deal aushandeln können.


Gert Schoppa


Foto: Pixabay


Die Klimaserie ist in der Verbandszeitschrift "Berliner Gartenfreund" des Landesverbands Berlin der Gartenfreunde e. V. erschienen, mit freundlicher Genehmigung des Verlags W. Wächter auch hier.