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Verfasst am 04.02.2019 um 13:00 Uhr

Vom Kleingarten zum „Klimagarten“

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Kleingärten haben eine besondere Bedeutung für die Stadt, gerade im Klimawandel, und dies nicht nur aus klimatischer und ökologischer Sicht. Auch soziale Aspekte spielen hier eine besondere Rolle. Natürlich sind Stadtgrün und Gärten auch selbst betroffen von den klimatischen Veränderungen, speziell den stark zunehmenden Hitze- und Trockenheitsperioden und zunehmenden Starkregenereignissen.

Daraus ergibt sich eine gesellschaftliche Verantwortung des Kleingartenwesens. Kleingartenvereine sind gefragt, verstärkt über ihre Kleingartenanlage hinaus in die Umgebung hineinzuwirken, z.B. indem sie eine erhöhte Zugänglichkeit fördern, intensive Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit leisten und natürlich auch auf eine klimaangepasste Anlage und Bewirtschaftung der Gärten und Gemeinschaftsflächen achten.


So werden sie zu grünen „Klimaoasen“ für die Nachbarschaft. Hierbei ist es sinnvoll, den Kleingartenverein und die gesamte Kleingartenanlage in den Blick zu nehmen. Denn sowohl klimatisch als auch gesellschaftlich kann die Gesamtheit der Pächterinnen und Pächter – im Verein, im Verband und noch wirksamer im Zusammenschluss mehrerer Vereine und in Zusammenarbeit mit weiteren gesellschaftlichen Gruppen – weitaus mehr bewegen.


Darüber hinaus entsteht bei jedem und jeder Einzelnen die Notwendigkeit, sich auf die klimatischen Veränderungen einzustellen. Denn für viele Pflanzen ist eine Über- oder Unterversorgung mit Wasser problematisch. Zudem besteht bei Starkniederschlägen vor allem im Winter die Gefahr der Nährstoffauswaschung und Grundwasserbelastung. Auch der Schädlingsdruck ist nicht zu unterschätzen. Wer naturnah gärtnert ist auf einem guten Weg zum „Klimagarten“. Denn viele klimaangepasste gärtnerische Maßnahmen entsprechen dem naturnahen Gärtnern! Vor dem Hintergrund des Klimawandels sowie der Diskussion um Flächennutzung und dem Erhalt von Kleingartenanlagen kommt ihnen heute noch mehr Bedeutung zu. Lassen Sie sich beraten. Ihre Gartenfachberaterin und Ihr Gartenfachberater können Ihnen genauer erklären, worauf es bei den einzelnen Maßnahmen zu achten gilt.

Und letztendlich ergibt sich auch eine Verantwortung für die Stadt, die Beiträge der Kleingärtnerinnen und Kleingärtner wertzuschätzen und Kleingartenanlagen sowie andere soziale und bewusstseinsbildende ökologische Projekte, Gärten und Grünräume berlinweit zu schützen und zu fördern. Inwieweit die hier vorgestellten Aspekte in der Praxis bereits Berücksichtigung finden und wo es Entwicklungsmöglichkeiten gibt, wollen wir anhand der Ergebnisse einer Befragung unter Gartenfreunden in Marzahn-Hellersdorf in der nächsten Ausgabe vorstellen.


Anregungen und Informationen
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter Klimagarten.berlin (Humboldt-Universität zu Berlin), klimagaerten.de und Gartenfachberatung (Landesverband Berlin der Gartenfreunde e.V.),
Konzept zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Berlin (AFOK) (Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz): www.berlin.de/sen/uvk/,Stadtentwicklungsplan (StEP) Klima und Umweltgerechtigkeitskarte (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen): www.stadtentwicklung.berlin.de

Von der Parzelle zum Klimagarten

Was Sie auf jeden Fall (weiterhin) bei der Bewirtschaftung Ihres Gartens beachten sollten:

  • Pflanzen richtig auswählen
  • Berücksichtigen Sie die spezifischen Standortbedingungen;
  • Greifen Sie auf möglichst hitze- und trockenheitstolerante Arten zurück;
  • Nutzen Sie heimisches Saat- und Pflanzgut (als Nahrungsgrundlage für Nützlinge);
  • Fördern Sie die Artenvielfalt! Boden schützen und pflegen
  • Achten Sie auf Nährstoffkreisläufe und kompostieren Sie organisches Material;
  • Halten Sie den Boden ganzjährig bedeckt (z.B. durch Mulchen, Gründüngung);
  • Verzichten Sie auf tiefes Umgraben, lockern Sie den Boden stattdessen oberflächlich;
  • Verzichten Sie möglichst auf Mineraldünger;
  • Verzichten Sie unbedingt auf torfhaltige Blumenerden (Klimaschutz)! Wasser sparen
  • Bewässern Sie bedarfsgerecht (je nach Boden, Witterung und Pflanzen);
  • Bewässern Sie möglichst früh morgens, aber auf jeden Fall ohne Sonnenbestrahlung;
  • Sammeln und nutzen Sie Regenwasser! Pflanzengesundheit fördern
  • Nutzen Sie standortgerechtes Pflanz- und Saatgut;
  • Fördern Sie Nützlinge;
  • Entfernen Sie kranke Pflanzenteile und sorgen Sie für eine gute Durchlüftung der Pflanzenbestände (gegen Pilzbefall);
  • vermeiden Sie möglichst chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel! Von der Anlage zur Klimaoase

Jeder Kleingartenverein kann sich klimabewusst aufstellen

  • Fördern Sie naturnahes Gärtnern in Ihrer Anlage;
  • Prüfen Sie Ihre Gartenordnung und Vereinssatzung im Hinblick auf die genannten Maßnahmen;
  • Erweitern Sie entsprechende Bildungs- und Beratungsangebote;
  • Öffnen Sie Ihre Anlage und Angebote vermehrt für interessierte Nichtkleingärtner;
  • Zeigen Sie, dass Sie sich für eine nachhaltige Stadtentwicklung einsetzen, indem Sie verstärkt in die Öffentlichkeit treten, externe Einrichtungen und die Nachbarschaft in der Anlage willkommen heißen und zum Verweilen einladen;
  • Vernetzen Sie sich mit anderen engagierten Menschen aus dem Sozial- und Bildungswesen, aus der Verwaltung und Politik!

Bericht: Eva Loos (Humboldt-Universität zu Berlin)



Zu den Begriffen Klimagärten und Klimaoasen
Die Begriffe „Klimagarten“ und „Klimaoase“ verwenden wir in einer Reihe von Pilotprojekten zu „Stadtgrün und Klimaanpassung“ und auch im Rahmen der Klimakampagne des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde wie folgt: Wir nutzen den Begriff „Klimagarten“ in einem ganz weiten Sinne, nämlich für Kleingärten und auch andere Gärten, deren Anlage und Pflege zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung beitragen. Eine „Klimaoase“ geht noch darüber hinaus: Neben einer klimabewussten Bewirtschaftung der Parzellen und des Gemeinschaftsgrüns umfasst sie Aspekte der öffentlichen Zugänglichkeit und Aufenthaltsqualität, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit:


Fotos: Brigitte Einführ (Redakteurin Gartenfreund)

Die Klimaserie ist in der Verbandszeitschrift "Berliner Gartenfreund" des Landesverbands Berlin der Gartenfreunde e. V. erschienen, mit freundlicher Genehmigung des Verlags W. Wächter auch hier.